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American Murder: Gabby Petito – S1 (2025)

  • Autorenbild: Florian Wolf
    Florian Wolf
  • 29. März
  • 2 Min. Lesezeit

★★½


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American Murder: Gabby Petito (2025) wählt einen zu persönlichen narrativen Ansatz, indem sie große Teile der Dokumentation aus der Sicht der Familie des Opfers erzählt. Die Angehörigen spekulieren über die Beziehung zwischen Gabby und Brian sowie über die möglichen Gründe für die Tat – jedoch stets aus einer rückblickenden Perspektive. Dabei bleibt für das Publikum unklar, inwieweit ihre Aussagen von der Tragödie beeinflusst wurden und wie sich ihre Wahrnehmung der Ereignisse nachträglich verändert hat.


Die Serie verpasst es zu lange, eine neutralere Perspektive – etwa durch Ermittlungsbehörden oder unabhängige Experten – einzubeziehen. Auch eine klare Einordnung oder Positionierung durch die Macher bleibt aus. Statt eine eigene Perspektive zu entwickeln, scheint es ihnen lediglich um eine möglichst lückenlose Nacherzählung der Ereignisse zu gehen.


Visuell profitiert die Serie davon, neben Bodycam-Aufnahmen der Polizei und Interviews mit den Angehörigen auch auf Videomaterial aus Gabbys eigenem YouTube-Vlog zurückgreifen zu können. Denn den Machern der Serie standen Aufnahmen zur Verfügung, die Gabby für ihren eigenen, neu erstellten Reise-Vlog auf Youtube aufgenommen hatte, in dem sie viele Aspekte ihrer Reise dokumentierte.


American Murder: Gabby Petito (2025) geht einen ethisch fragwürdigen Schritt, indem es Tagebucheinträge des Opfers mit einer KI-generierten Rekonstruktion ihrer Stimme vertont. Die Vorstellung, dass eine verstorbene Person ihre eigenen privaten Notizen, die nie für die Öffentlichkeit bestimmt waren, mit technischen Mitteln "vorliest", überschreitet die moraliche Grenze deutlich. Dass dieser Einsatz von KI auch zu einer emotionalen Manipulation des Publikums führt, scheint die Serie selbst nicht zu hinterfragen.


Letztlich bleibt American Murder: Gabby Petito (2025) eine mittelmäßige True-Crime-

Produktion, der es an Perspektiven von außen fehlt. Die Serie hinterfragt ihre eigenen Aussagen nicht und bleibt in ihrer Haltung unklar. Am Ende drängt sich der Verdacht auf, dass sie nur existiert, weil der Fall in den USA große mediale Aufmerksamkeit erhielt – nicht, weil die Filmemacher wirklich etwas Relevantes zu erzählen hatten.

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