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Totgesagte lachen länger – The Naked Gun (2025) bringt die Kinocomedy zurück

  • Autorenbild: Florian Wolf
    Florian Wolf
  • 1. Aug.
  • 2 Min. Lesezeit

Gute Comedy lebt – und The Naked Gun (2025) ist der Beweis. Altbewährter Klamauk trifft auf überraschend viel Zeitgeist.


(c) Paramount Pictures
(c) Paramount Pictures

The Naked Gun (2025) Kritik von Florian Wolf


Die Krise der Kinokomödie: Qualität und Relevanzverlust


Seit über einem Jahrzehnt lässt sich im komödiantischen Spielfilm eine strukturelle Krise feststellen. Einerseits liegt das an einer Qualitätsverflachung: Viele Werke der letzten Jahre orientieren sich an Erfolgsmodellen der frühen 2000er, ohne diese weiterzuentwickeln oder formal zu transformieren. Es fehlt an Innovation, Experimentierfreude und einem Bewusstsein für die sich wandelnden ästhetischen und sozialen Kontexte.


Gleichzeitig hat das Aufkommen der Streamingdienste das Rezeptionsverhalten tiefgreifend verändert. Comedy wird heute kaum noch als Kinoereignis wahrgenommen. Der Gattungscharakter – verbalpointiert, kleinräumig inszeniert, meist ohne bildgewaltige Setpieces – scheint prädestiniert für die heimische Couch. Der Verlust an kollektiver Kinowirkung ist jedoch keine naturgegebene Entwicklung, sondern Resultat eines kulturellen Paradigmenwechsels.


Gesellschaftlicher Wandel als Chance, nicht als Ausrede


Ein immer wieder aufgeworfenes Argument verweist auf den gesellschaftlichen Wandel. Pointen, die in früheren Jahrzehnten funktionierten, seien heute „nicht mehr sagbar“. Diese Diagnose unterschlägt jedoch, dass jede historische Epoche – ob unter dem Hays Code oder der BRD-FSK – eigene Beschränkungen kannte. Gerade unter repressiven Bedingungen entstanden oft kreative Umcodierungen, subversive Umgehungen und hybride Ausdrucksformen.


Dass sich eine Gesellschaft weiterentwickelt, ist kein Problem für Comedy, sondern vielmehr ihre Chance.


The Naked Gun (2025): Slapstick mit Zeitbewusstsein


The Naked Gun (2025), der vierte Teil des legendären Slapstick-Franchises, belegt dies eindrucksvoll. Der Film zeigt, dass gute Comedy heute möglich ist – wenn sie in Ton, Timing und Kontextualisierung überzeugt.


Liam Neeson, auf den ersten Blick eine absurde Besetzung für eine Paraderolle des physisch-absurden Spiels, erweist sich als Glücksgriff. Seine stoische Ernsthaftigkeit verleiht den Pointen ihre Komik erst durch Kontrast. Der Film spielt dabei bewusst mit der Tradition: Er referiert auf die Vorgänger, ohne sich in nostalgischem Fanservice zu verlieren.


Zwei Ebenen des Humors: vordergründig und subtextuell


Die Inszenierung arbeitet mit einem doppelten Register: Auf vordergründiger Ebene bleibt der Film seiner Naked Gun-Tradition treu – plumper, bisweilen infantiler Humor, visuelle Gags, physikalische Überzeichnung. Doch auf einer zweiten Ebene entfaltet der Film einen subtextuellen Kommentar zur Gegenwart: Polizeigewalt, soziale Ungleichheit, Tech-Kapitalismus werden parodistisch überhöht. Besonders die Figur des Antagonisten, die Züge eines Peter Thiel trägt, offenbart das satirische Potenzial der Komödie, wenn sie nicht affirmativ, sondern diagnostisch arbeitet.


Popkulturreferenzen mit Funktion


Popkulturelle Referenzen sind hierbei nicht bloß Staffage. Sie sind funktional integriert und erweitern den Kontext, sofern der Zuschauer über das kulturelle Vorwissen verfügt. Anders als viele jüngere Comedys wirkt hier nichts wie ein müder Twitter-Gag mit 18-monatiger Verzögerung.


Pamela Anderson und Paul Walter Hauser ergänzen das Ensemble auf gelungene Weise. Erstere dekonstruiert ihr eigenes Image, Letzterer überzeugt mit physischem Timing und Spielwitz.


Fazit: Comedy lebt, wenn sie denkt


The Naked Gun (2025) belegt somit: Die Comedy ist nicht tot – sie muss nur klug kontextualisiert, präzise geschrieben und mutig gespielt sein. Humor, der sich an die Komplexität der Gegenwart anschmiegt, muss nichts von seiner Wirkmacht einbüßen. Im Gegenteil: Er wird dringlicher denn je.


The Naked Gun (2025) Kritik Wertung: ★★★½

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