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A Complete Unknown (2024)

  • Autorenbild: Florian Wolf
    Florian Wolf
  • 29. März
  • 2 Min. Lesezeit

★★★½


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Das neue Musik-Biopic A Complete Unknown (2024) von Regisseur James Mangold scheint weniger an der Person Bob Dylan als vielmehr an seinem Werk interessiert zu sein. Timothy Chalamet verkörpert den legendären Musiker überzeugend, doch es sind vor allem die Songs, die in den Vordergrund rücken. Der Film hat fast schon die Ästhetik eines Konzertfilms – immer wieder treten Handlung und Figurenentwicklung hinter die Musik zurück. Die Anzahl der präsentierten Lieder ist außergewöhnlich hoch, selbst für ein Musiker-Biopic.


Abgesehen davon folgt A Complete Unknown (2024) weitgehend den Konventionen des Genres: Die Erzählung konzentriert sich auf die erste Hälfte der 1960er-Jahre, als Dylan seine akustischen Wurzeln hinter sich ließ und zur elektrischen Gitarre griff. Neben Chalamet überzeugt der gesamte Cast, besonders Monica Barbaro als Joan Baez, die nicht nur schauspielerisch, sondern auch stimmlich beeindruckt. Auch Edward Norton und Elle Fanning hinterlassen starke Eindrücke.


Handwerklich ist der Film einwandfrei: Das Production Design ist bis ins kleinste Detail

historisch akkurat – insbesondere die Innenräume, etwa Dylans Wohnung, vermitteln ein authentisches Zeitgefühl. Auch der Soundmix fällt positiv auf: Nicht nur die Musi k, sondern selbst alltägliche Straßengeräusche haben einen musikalischen Charakter. Mangold zeigt erneut sein Gespür für stimmige Inszenierung.


Das größte Problem des Films ist jedoch seine inhaltliche Ausrichtung. Da die Songs immer Vorrang haben, bleibt wenig Raum für eine echte Figurenentwicklung. Der Film wirft zwar mit dem Newport Folk Festival die Debatte zwischen Tradition und Erneuerung in der Musik auf, doch auch dieses Thema bleibt letztlich nur ein Aufhänger – die Diskussion findet mehr in den Liedern als in der Handlung statt. A Complete Unknown (2024) wird so eher zur Präsentationsfläche für Bob Dylans Songs als zu einem eigenständigen Film mit einer klaren erzählerischen Perspektive.


Für Fans von Dylans Musik mag der Film dennoch eine reizvolle Erfahrung sein – doch gerade diese können auch einfach die Originalaufnahmen hören. Die Frage nach der erzählerischen Notwendigkeit dieses Films bleibt daher offen.


Unbestritten ist jedoch, dass James Mangold sein Handwerk beherrscht: Das Pacing ist

gelungen, die Inszenierung atmosphärisch dicht, und der Film ist durchweg angenehm

anzusehen. A Complete Unknown (2024) bietet ein gutes Gefühl und eine starke Stimmung über gut zwei Stunden hinweg – doch wer sich eine tiefere Auseinandersetzung mit Bob Dylan als Künstler erhofft, wird enttäuscht sein.

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