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Another German Tank Story (2025) – ein skurriles Provinztheater mit Hollywood-Flair

  • Autorenbild: Florian Wolf
    Florian Wolf
  • 3. Apr.
  • 3 Min. Lesezeit

WERTUNG: ★★


Another German Tank Story (2025) – schon der Titel allein ist ein kleines Meisterwerk. Erwartungshaltung? Sofort da. Aber was sich genau dahinter verbirgt, bleibt zunächst nebulös. Denn trotz der Panzer, die im Film angeliefert werden, handelt es sich keineswegs um ein historisches Kriegsdrama. Stattdessen spielt die Geschichte in der Gegenwart – und das kleine Dorf Wiesenwalde gerät ins Zentrum eines ganz anderen Spektakels: Hollywood ist zu Gast.


Filmplakat Another German Tank Story
© Filmperlen

Eine US-amerikanische Filmcrew hat sich am Stadtrand breitgemacht, um hier ihr nächstes großes Blockbuster-Projekt zu drehen. Plötzlich rollen Militärfahrzeuge durch die Straßen, Scheinwerfer tauchen die Nacht in ein unwirkliches Licht, und die Dorfbewohner sind aufgerufen, sich als Statisten zu bewerben. Als wäre das nicht genug Trubel, fällt im ganzen Ort auch noch der Strom aus.

 

Obwohl Another German Tank Story als Komödie angelegt ist, sorgt er über weite Strecken eher für ein Schmunzeln als für lautes Gelächter. Der Humor ist fein dosiert, die Inszenierung entschleunigt – manchmal vielleicht sogar ein wenig zu sehr. Doch genau darin liegt der Charme des Films: Er nimmt sich Zeit für seine skurrilen Figuren, deren Alltag durch das Filmprojekt auf den Kopf gestellt wird.

 

Allen voran Susanne Pauli (Meike Droste), die frisch gewählte Bürgermeisterin, die mit viel Enthusiasmus (und einer ordentlichen Portion Naivität) versucht, Wiesenwalde für die große weite Welt zu öffnen. Dass nicht jeder in der Dorfgemeinschaft ihre Ambitionen teilt, versteht sich von selbst. Droste spielt die Rolle mit einer sympathischen Unbeholfenheit – Susanne mag überfordert sein, gibt aber nie auf.

 

Ihr Sohn Tobias (Johannes Scheidweiler) sorgt für eine der besten Running Gags des Films: Obwohl er gerade erst durch die Führerscheinprüfung gefallen ist, wurde er als Fahrer am Filmset engagiert – und niemand hat nach seiner Fahrerlaubnis gefragt. Das Problem? Tobias hat panische Angst vor dem Autofahren. Also kutschiert er die Crew in Schrittgeschwindigkeit durch den Ort, überholt von Radfahrern und misstrauisch beäugt von den Einheimischen.

 

Dann wäre da noch Bert (Roland Bonjour), ein Mann, der in seiner Jugend große Pläne hatte – Journalist wollte er werden, durch die Welt reisen, Abenteuer erleben. Stattdessen ist er nun wieder in seinem Heimatdorf gestrandet. Um sich die Blamage zu ersparen, erzählt er einfach allen von seinem angeblich aufregenden Leben in den Metropolen der Welt. Dschungel-Expeditionen inklusive.

 

Und schließlich Rosi (Monika Lennartz), vielleicht die großartigste Figur im Film. Sie bewegt sich in ihrem eigenen Tempo durch den Ort, immer mit klaren Zielen vor Augen. Ihr kürzlich verstorbener Ehemann sitzt noch auf dem heimischen Sessel, während Rosi pragmatisch ihre Angelegenheiten regelt. Was sie dann nach und nach aus ihrem Keller zaubert, sorgt für einige der besten Momente des Films – besonders, wenn sich das Garagentor schließlich öffnet und das Publikum genau das zu sehen bekommt, was es längst geahnt hat. Und trotzdem ist die Szene ein Knaller.

 

Another German Tank Story ist keine durchweg schrille Komödie, sondern ein entschleunigter Film mit eigenwilligem Charme. Die humorvollen Momente ergeben sich organisch aus den Eigenheiten der Figuren, anstatt erzwungen zu wirken. Visuell ist der Film bodenständig und passt sich dem beschaulichen Dorfleben an – das eigentliche Spektakel passiert oft nur im Hintergrund, wenn die Hollywood-Produktion ihre Effekte und Lichter auffährt.

 

Unterm Strich ist Another German Tank Story (2025) eine unaufgeregte, aber liebenswerte Komödie über das Aufeinandertreffen zweier Welten – und über die Absurditäten, die daraus entstehen. Keine Komödie, die mit Gags im Sekundentakt punktet, aber eine, die durch ihre Figuren und ihren schrägen Charme im Gedächtnis bleibt.


WERTUNG:  ★★

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